Die Wasserzeichensammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) gelten als die weltweit größte Zusammenstellung neuzeitlicher Wasserzeichen und gehören in Hinblick auf Umfang und Aussagefähigkeit zu den bedeutendsten Dokumentationen und Auskunftsmitteln für den deutschsprachigen Raum, teilweise auch für angrenzende Gebiete. Ihr chronologischer Schwerpunkt liegt auf dem 17. bis 19. Jahrhundert. Die Sammlungen haben einen Gesamtumfang von ca. 400.000 Wasserzeichenbelegen und setzen sich im Wesentlichen aus zwei großen Beständen zusammen: der 1897 von Karl Theodor Weiß begonnenen Sammlung, die mit dem Deutschen Papiermuseum Greiz 1964 in das Deutsche Buch- und Schriftmuseum integriert wurde, und der Forschungsstelle Papiergeschichte (Mainz), die 1992 nach Leipzig kam. Die Wasserzeichensammlungen enthalten sowohl Originalpapiere als auch Wasserzeichenreproduktionen. Es existieren im Wesentlichen zwei Ablagesysteme: nach Motiven und nach Papiermühlen.
Die Wasserzeichensammlungen der DNB sind eine der wenigen, oft die einzige Informationsquelle für die Ermittlung von Entstehungs- und Verarbeitungszeitpunkten, für Fragen der regionalen Herkunft und der Authentizitätsprüfung von Papier. Eine zeitgemäße Aufbereitung und Erschließung in digitaler Form wird seit langem gewünscht.
Aus der Abteilung "Papiermühlen" wurde ein Bestand "Papiermühlen in Thüringen" ausgewählt, weil dort qualitativ hochwertige Erschließungsdaten zur Verfügung stehen und der Bestand zudem einen besonderen kulturhistorischen Wert besitzt. Die in Thüringen vertretenen Papiermühlen haben ganz wesentlich zur Versorgung einer kulturellen Kernlandschaft Deutschlands beigetragen. Von der Reformationszeit bis zur deutschen Klassik spielt diese Region eine wichtige Rolle: Thüringische Papiere finden sich in einer Vielzahl bedeutender Nachlässe, Handschriften und Notenbestände und haben auch eine überregionale Verbreitung gefunden.
Der Teilbestand zeichnet sich durch eine hohe Dichte an Originalpapieren mit zahlreichen Doppelbögen aus. Sowohl bei den Originalpapieren als auch bei den Kopien (Pausen, Durchreibungen und Durchzeichnungen) sind die Erschließungsdaten sehr differenziert vorhanden (Beschreibort, Datierung, Papiermühle, Papiermacher). Ausgewählt werden daraus insgesamt ca. 9.300 Wasserzeichen, rund 2.500 davon werden in Eigenleistung erschlossen.
Die DNB versteht das hier beantragte Projekt als Startphase für die Bearbeitung weiterer zentraler Teile dieser äußerst umfangreichen Wasserzeichensammlung und möchte in mittelfristiger Perspektive sowohl in Eigenleistung als auch mit weiterer Unterstützung der DFG die Erschließung der Sammlung vorantreiben.
Dr. Stephanie Jacobs
Deutsche Nationalbibliothek
Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutscher Platz 1
D-04103 Leipzig
E-Mail: s.jacobs@dnb.de